Mittwoch, 23. Oktober 2013

the breakers

Bereits bei meinem ersten Arbeitstrip nach Destin im Mai hatte ich begriffen, dass man bei uns im Department nicht im Motel 6 absteigt - nicht dass irgendetwas verkehrt waere am Motel 6. 
Diese Woche allerdings sind wir in voellig neue Sphaeren der Luxushotels aufgestiegen. Wir haben ein Training im Breakers in Palm Beach gegeben (zu unserer Verteidigung, wir haben den Trainingsraum aufgrund verschiedener Verstrickungen kostenlos bekommen, sodass es letztlich sogar oekonomisch sinnvoll war auch dort zu uebernachten...)

Das Ganze fing gleich ziemlich peinlich an, aber das  bleibt hier ja unter uns: Am Dienstag Vormittag hatte ich einen Termin in Lake Mary und zwar ganz in der Naehe von einem Aldi. Als gute, aber kochfaule Schwaebin hab ich die Gelegenheit genutzt um dort 10 (ja, 10!) Packungen getrockneter Spaetzle einzukaufen. Aus Mangel an Einkaufstueten hatte ich diese allesamt in den Kofferraum gestopft (zu meiner voelligen Verblueffung bleibt sich Aldi treu und verteilt auch im Plastik-fanatischen Amerika keine Tueten - das finde ich prinzipiell sehr lobenswert, konnte ich ja aber schliesslich nicht ahnen!).
Ich fahre also in meinem kleinen gemieteten Ford Fiesta am Breakers vor (immerhin wars nicht unser 10 Jahre alter Hyundai, der haette auf dem Parkplatz dort schreckliche Minderwertigkeitskomplexe bekommen) und natuerlich gibt es nur Valet parking (ja, vielleicht haette ich mir das denken koennen, hab ich aber nicht). Ich hatte kaum den Motor ausgestellt, da reisst bereits einer der Valets meinen Kofferraum auf - und heraus purzeln, ja: 10 Packungen Spaetzle!!!!

In meinem Zimmer angekommen, konnte ich mich von dieser Peinlichkeit erstmal erholen - was fuer ein Ausblick. Bedauerlicherweise lassen sich die Fensterlaeden nicht oeffnen, sodass man diese Wahnsinnsaussicht nur durch die auf Hochglanz polierten Holzverstrebungen bewundern kann. 

Bevor ich mich auf den Weg machte das Resort naeher zu erkunden, wollte ich mich im Bad noch etwas frisch machen und fand eine Fernbedienung fuer den Spiegel vor... Seltsam, ob man damit die Helligkeit des Licht einstellen kann? Aber, oh nein, nein, nein, es ist eine Fernbedienung fuer DEN FERNSEHER IM SPIEGEL...

Kurz darauf spazierte ich also in meinem trendy Sommerkleidchen (man will ja schliesslich nicht gegen die zweiseitige Kleiderordnung verstossen, die einen bei der Ankunft im Zimmer erwartet) entlag der Pools und dem Privatstrand  - es war wirklich herzzerreißend schoen  - und die ganze Zeit ueber gingen mir all die Kakerlakenverseuchten Hotelzimmer mit durchgelegenen Matrazen und schimmelbefallenen Badezimmern durch den Kopf, in denen Jens und ich ueber die Jahre auf unseren Reisen genaechtigt hatten 
...und ich wuenschte mir nichts sehnlicher als in einem davon zu sein!
Ich sehnte mich nach der Dachterasse des rosafarbenen Hotels in Agra, auf der wir unsere Chapatis vor wilden Affen vetreidigen mussten und mit Blick auf das Taj Mahal unserer weiteren Reiseplaene schmiedeten. Und ich sehnte mich nach dem Campingplatz am Ngorongoro Krater durch den des Abends ein riesiger Elefantenbulle marschiert kam und das ganze warme Wasser aus dem Duschtank austrank. Und ich sehnte mich nach der Pension auf Bali, mit der genialen Aussendusche, in der wir uns das Zimmer mit einem Gecko teilten, der uns zwar nachts mit seinen Rufen aufweckte, uns aber dafuer die riesigen einheimischen Spinnen vom Leib hielt. 

Zugegeben, das abendliche Bad mit meiner lieben Kollegin im Hot tub, mit Blick auf die in Mondlicht getauchte Brandung, war doch ziemlich cool und einen Arbeitstag mit einem Sonnenaufgang am Meer zu beginnen ist definitiv Luxus nach meinem Geschmack. Ich kann auch nicht leugnen, dass ich die Duschkabine in meinem Zimmer ziemlich ausfuehrlich genossen habe (auch wenn ich die Doppelduschkoepfe im Westin sogar noch besser finde ;-)) und beim Zaehneputzen Nachrichten schauen zu koennen ohne dabei das gesamte Wohnzimmer und mich selber mit Zahnpasta einzusauen ist schon auch nicht zu verachten. Last but not least hatten wir von unserem Traininsraum aus den ganzen Tag ueber einen traumhaften Blick aufs Meer.
Als der Valet mein Auto bei der Abreise vorfuhr und mir noch ein kaltes Getraenk fuer die Fahrt reichte, war ich fast ein bisschen traurig, dass wir nicht eine Nacht laenger bleiben konnten um dass Ganze noch ausfuehrlicher zu erkunden und dass wir es ueberhaupt nur zu zwei der fuenf Outdoorpools geschafft haben. 

Aber ganz ehrlich, als ich an der ersten Rest Area auf dem Highway von meinem kleinen Schwarzen zurueck in Shorts und Flip Flop wechselte, fuehlte ich mich gleich wieder deutlich mehr wie ich selbst.
Ich glaube die $800 fuer eine Nacht im Breakers investieren wir weiterhin lieber in eine ganze Woche Urlaub zu zweit, inklusive Transport, Mahlzeiten und Uebernachtung (Fauna-kontakt garantiert!). In unserem $20 Hostel in Moab, UT hatten wir vom Hottub im Gewaechshaus aus zwar keinen Blick aufs Meer, aber dafuer auf die Berge und das Gewitter direkt ueber uns - und er kam freihaus mit drei wiztigen Englaendern, die Bier und Backpackergeschichten mit uns teilten. Ich glaub das ist mir das lieber :-)








2 Kommentare:

  1. Ich liebe die Spätzlegeschichte!! Hast du den Kofferraum fotografiet?

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  2. bist du wahnsinng?! Das war soooo peinlich!!!

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